Am vergangenen Mittwoch lud Michael Paland, transplantationsbeauftragter Arzt am Klinikum Fichtelgebirge zu einer Diskussionsrunde zur Widerspruchslösung.

Herz, Lunge oder Niere spenden: Dafür musste sich bisher jeder Bürger in Deutschland aktiv entscheiden. Gesundheitsminister Jens Spahn will das schnellstmöglich ändern. Sein Vorschlag: Jeder ist ein Organspender, solange er nicht ausdrücklich widerspricht. Doch dagegen gibt es Einwände – rechtliche und ethische.

Michael Paland, transplantationsbeauftragter Arzt am Klinikum Fichtelgebirge lud daher am vergangenen Mittwoch zu einem Diskussionsabend an das Klinikum Fichtelgebirge in Marktredwitz ein.

Nach einem Einführungsvortrag zum Thema, welcher den Ablauf einer Organentnahme beschrieb und schon einige offene Fragen beantwortete, holte er das Podium mit dazu. In der Runde saßen Vertreterinnen der evangelischen Kirche, Pfarrerin Heloisa Gralow Dalfert und Doris Schirmer Henzler die beide auch als Klinikseelsorgerinnen arbeiten, die rechtliche Sicht präsentierte Rechtsanwalt Franz Tuscher und Xaver Bayer von der Deutschen Stiftung Organtransplantation konnte viel Fachwissen aus seiner beruflichen Praxis beisteuern. Aus Sicht der Betroffenen konnte Herr Schnurrer berichten, er wurde vor zehn Jahren lungentransplantiert. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von der Pressesprecherin des Klinikums, Peggy Kuniss-Pfeiffer.

Die ersten Fragen richteten sich denn auch an Xaver Bayer, der den Prozess der Organentnahme ausführlich erklärte, das Betreuungsangebot der DSO vorstellte und auch das Prozedere hinter der Vergabe geduldig erklärte.

Die Pfarrerinnen Dalferth und Schirmer-Henzler legten die Sichtweise der evangelischen Kirche dar. Die Kirchen wollten auch weiterhin die Bereitschaft zur Organspende wecken und stärken. Eine christliche Verpflichtung zur Organspende gebe es jedoch nicht.

Auch die Ablehnung einer Spende sei zu respektieren. Pfarrerin Dalferth betonte, dass der Tod weiterhin ein sehr großes Tabuthema ist.

Herr Schnurrer, frühberenteter Lehrer aus Marktredwitz, erzählte von seinen Erfahrungen aus der Wartezeit auf ein Organ und wie es sich anfühlt auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein und wie schnell es aufgrund einer akuten Erkrankung notwendig sein kann.

Rechtsanwalt Franz Tuscher war ebenfalls oft gefragt und diskutierte mit den Zuhörern, ob die neue Regelung, so sie denn kommt, nun gewissermaßen eine „Abgabepflicht" bedeutet und ab wann Kinder und Jugendliche mündig sind, einen Organspendeausweis auszufüllen. Doch auch hier ist wenig Spielraum für Interpretation. Bei Kindern bis zum 14. Lebensjahr entscheiden die Eltern über die Zustimmung oder Ablehnung zur Organ- und Gewebespende. Ab dem 14. Geburtstag können Jugendliche einer Organentnahme selbst widersprechen und ab 16 können sie entscheiden, ob sie zustimmen oder eine Entnahme ablehnen.

Peggy Kuniss-Pfeiffer: „Wir freuen uns über die Besucherinnen und Besucher, die sich heute hier aus erster Hand informiert haben und vielleicht sogar mitdiskutiert haben. Die Diskussionsrunde konnte das komplexe Thema sicherlich nicht komplett auflösen, da es einfach so viele Facetten hat. Wir hoffen aber, dass wir heute ermutigen konnten, sich zu entscheiden." Michael Paland ergänzt: "Ob dafür oder dagegen. Eine klare Entscheidung macht es für die Angehörigen leichter."


Zur Widerspruchslösung diskutierten Rechtsanwalt Franz Tuscher, Chefarzt und transplantationsbeauftragter Arzt Michael Paland, Pressesprecherin Peggy Kuniss-Pfeiffer (beide vom Klinikum Fichtelgebirge), Xaver Franz von der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Herr Schnurrer als Betroffener der eine Lunge transplantiert bekommen hat und die Klinikseelsorgerinnen Heloisa Gralow Dalfert und Doris Schirmer-Henzler. (v.l.n.r.)

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