Wie sich die Diagnostik des Prostatakarzinoms verbessert hat und wie Patienten am Klinikum Fichtelgebirge von einer neuen Untersuchungsmethode profitieren können.

Marktredwitz, 30. Juli 2020
Prostatakrebs ist für die meisten Männer ein echtes Schreckgespenst. Im Frühstadium ist er jedoch heilbar. Dennoch ist die Vorsorgeuntersuchung sehr unbeliebt. Wird hierbei ein erhöhter PSA-Wert festgestellt – kann das ein erstes Alarmzeichen sein.


Das „Prostataspezifische Antigen“ (PSA) ist ein Eiweiß, das nur von Prostatazellen und besonders auch von Prostatakrebszellen gebildet wird. Entsprechend kann man aus seiner Menge Veränderungen ableiten. Nicht immer bedeutet es, dass Krebs die Ursache ist. Leider aber oft.


Die Folge: Mann macht sich Sorgen. Der Urologe rät dann meist, Proben aus dem Organ zu entnehmen – die Biopsie. Dabei werden systematisch, nach einem vorgegebenen Schema, aus verschiedenen Arealen der Prostata mindestens 10 kleine Gewebeproben entnommen. Daher besteht die Möglichkeit, dass bei der systematischen Prostatabiopsie zwar eine Probe aus dem Areal des vorgegebenen Schemas entnommen wird, aber der Krebsherd im gleichen Areal nicht getroffen wird.
Inzwischen gibt es aber eine neue Methode in der Diagnostik. Am Klinikum Fichtelgebirge kann jetzt die sogenannte „multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT)“ samt „Fusionsbiopsie“ durchgeführt werden. Durch eine Kombination aus MRT-Untersuchung und einem speziellen Ultraschallgerät kann dabei punktgenau ermittelt werden, welches Areal in der Prostata betroffen sein könnte. Das MRT-Bild wird in Kooperation mit der Radiologischen Gemeinschaftspraxis Kollerer und Purucker, neben dem Klinikum in Marktredwitz, erstellt. Beide Bilder werden schließlich zusammengerechnet und eine viel exaktere Biopsie wird möglich.


Diese Methode ist derzeit die diagnostisch aussagekräftigste und zuverlässigste Methode zur Darstellung und Markierung krebsverdächtiger Herde der Prostata.

Die Untersuchung erfolgt in bequemer Rückenlage. Durch eine lokale Betäubung der Nerven (Lokalanästhesie) verläuft die Untersuchung in der Regel schmerzfrei. Die Biopsie erfolgt transrektal (durch den After). „Mit der neuen Methode kann viel zielgerichteter biopsiert werden, weil wir unser Ziel wesentlich exakter ansteuern können“, erläutert Dr. Alexander Kugler, leitender Oberarzt an der Klinik für Urologie am Klinikum Fichtelgebirge. „Zusätzlich erlaubt uns diese neue Methode auch eine hervorragende Verlaufskontrolle, da nicht jeder Prostatakrebs sofort operiert oder mit einer Strahlentherapie behandelt wird. Bei der sogenannten „aktiven Überwachung“ von frühem Prostatakrebs sind regelmäßige Kontrollen wichtig, die sich mit der neuen Methode sehr präzise durchführen lassen.“


Das neue Verfahren ist zuverlässiger, aber auch aufwendiger. „Leider wird es von den gesetzlichen Kassen noch nicht komplett bezahlt“, wie Alexander Kugler bedauert. Der Patient muss für die MRT-Untersuchung 600€ zuzahlen, die dann ggf. nachfolgende Fusionsbiopsie wird von den Kassen getragen. Eine Investition, die sich seiner Meinung nach aber in jedem Fall lohnt.


Das spezielle neue Ultraschallgerät, das zusätzlich auch bei anderen Untersuchungen eingesetzt werden kann, wurde vom Klinikum für einen sechsstelligen Betrag neu angeschafft.

Hintergrund

Das Prostatakarzinom ist in der westlichen Welt mittlerweile der häufigste bösartige Tumor beim Mann. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 65.000 Männer. Da der Tumor im frühen, heilbaren Stadium keinerlei Beschwerden verursacht, wird er meist im Rahmen der urologischen Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Bei Tumorverdacht ist eine Biopsie (Probeentnahme) die einzige Methode, um den Tumor zu sichern.
Die MRT/Ultraschall Fusionsbiopsie ist eine Technologie, die eine wesentlich präzisere Diagnostik beim Prostatakarzinom ermöglicht und in vielen Fällen die Anzahl unnötiger Biopsien verringern kann.

Dr. Alexander Kugler führt eine Fusionsbiopsie durch. Das spezielle neue Ultraschallgerät, das zusätzlich auch bei anderen Untersuchungen verwendet werden kann, wurde vom Klinikum für einen sechsstelligen Betrag neu angeschafft.

Kontakt & Bildmaterial:

Peggy Kuniss-Pfeiffer, Pressesprecherin
Tel.: +49 9231 809 1004, p.kuniss@klinikum-fichtelgebirge.de
Klinikum Fichtelgebirge gGmbH, 95615 Marktredwitz,
www.klinikum-fichtelgebirge.de