20.10.2017
MARKTREDWITZ
Millionen ältere Menschen leiden an einer schleichenden Krankheit: Osteoporose. Die auch als „Knochenschwund“ bezeichnete Krankheit betrifft Frauen deutlich häufiger. Bei Osteoporose nimmt die Knochendichte ab und die Anfälligkeit, sich etwas zu brechen, zu. Der Welttag am 20. Oktober soll ihr die notwendige Aufmerksamkeit verschaffen.
Wie äußert sich Osteoporose und wie wird sie diagnostiziert?
Dr. med. Philipp Koehl: Osteoporose, zu Deutsch Knochenschwund ist eine Erkrankung des Knochenstoffwechsels mit einem gestörten Verhältnis von Knochenabbau zu Knochenaufbau und infolge dessen einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche. Leider zeigt die Erkrankung zu Beginn keine oder wenig Anzeichen und ist somit für den Patienten kaum wahrnehmbar. Daher kommt der Vorsorgeuntersuchung ein enormer Stellenwert zu. Die Diagnostik umfasst neben einer gründlichen Anamnese, die Erfassung von Risikofaktoren, eine Laboruntersuchung und die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie).
Kann Osteoporose auch jüngere Menschen treffen? Gibt es Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet bzw. anfällig sind?
Dr. med. Philipp Koehl: Je nach Ursache der Osteoporose können auch jüngere Menschen betroffen sein. Die sekundäre Osteoporose entsteht als Folge einer anderen Erkrankung, z.B. Schilddrüsenerkrankung oder bei langfristiger Einnahme spezieller Medikamente (z.B. Cortison). Die Entwicklung einer primären Osteoporose, also ohne andere zugrundeliegende Erkrankung betrifft in erster Linie Frauen nach den Wechseljahren (postmenopausal). Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol, Fehlernährung und Bewegungsmangel.
Im Fichtelgebirge kann es schon vorkommen, dass die Sonne länger nicht scheint. Empfehlen Sie eine Vitamin D Substitution? Welche Maßnahmen sind zur Vorbeugung sinnvoll?
Dr. med. Philipp Koehl: Eine generelle Substitution würde ich nicht empfehlen. Über 80% des Vitamin D Bedarfs deckt der Körper mithilfe des über direkte Sonneneinstrahlung auf die Haut hergestellten Vitamin D. Den Rest holt sich der Körper aus der Nahrung (v.a. fetter Fisch, Eier, Milchprodukte). Im Winter kommt daher dem Nahrungsanteil ein höherer Stellenwert zu. Bei Einnahme spezieller Medikamente, bei dauerhaft geringer Sonnenlichtexposition und erhöhter Sturzgefahr kann die Einnahme von Vitamin D3 aber empfehlenswert sein. Weitere vorbeugende Maßnahmen wie eine regelmäßige körperliche Aktivität, ein ausgewogener Lebensstil und eine gesunde Ernährung können zur Prophylaxe einer Osteoporose beitragen.
Beim Stichwort „Osteoporose“ denkt man gleich an Frauen mit einem krummen Rücken und einer eher gebückten Haltung. Ist das eine typische Folge der Erkrankung?
Dr. med. Philipp Koehl: Osteoporotische Knochenbrüche treten am häufigsten an den Wirbelkörpern auf. Weitere Bruchorte sind der Oberschenkelhals, das Hand- und Schultergelenk, sowie am Becken. Somit war die Assoziation zum „krummen Rücken“ nicht ganz unpassend. Allerdings stehen uns heutzutage minimal invasive Verfahren zur Verfügung, um einen eingebrochenen Wirbelkörper wieder aufzurichten und so, neben dem Effekt der Schmerzlinderung v.a. die physiologische Form der Wirbelsäule wieder herzustellen. Die Kyphoplastie zählt mittlerweile zu einem Routineverfahren in der Alterstraumatologie und wird in unserer Klinik regelhaft durchgeführt. Die Patienten profitieren v.a. von dem sofortigen Effekt der Stabilisierung und der damit verbundenen Schmerzlinderung.

Erkranken auch Männer an Osteoporose ?
Dr. med. Philipp Koehl: Auch Männer erkranken an Osteoporose. Allerdings tritt die Osteoporose bei Frauen wesentlich häufiger und auch früher auf, als dies bei Männern der Fall ist. Insgesamt sind Frauen bis zu fünfmal häufiger betroffen als Männer.
Kann man den Prozess der Osteoporose, nachdem bspw. der erste Knochenbruch aufgetreten ist, noch umkehren? Wie ist der Verlauf und wie sieht die Therapie aus?
Dr. med. Philipp Koehl: Unbehandelt schreitet eine Osteoporose immer weiter voran. Sollte eine manifeste Osteoporose im Rahmen eines Knochenbruchs erstdiagnostiziert werden, stehen eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung. Je nach den ermittelten Ursachen und Ausgangswerten erfolgt eine dann individuelle Therapieplanung. Osteoporose ist zwar prinzipiell nicht heilbar und somit auch nicht umkehrbar, allerdings lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und damit das Auftreten weiterer Komplikationen vermindern. Die medikamentöse Therapie hat das Ziel den Knochenabbau zu stoppen. Sie sollte immer mit den Basismaßnahmen (Ernährung, Bewegung, Lebensstil) kombiniert werden und dauert in der Regel mehrere Jahre.
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Peggy Kuniss-Pfeiffer, Pressesprecherin
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