6. März 2018
Am Montag besuchte Dr. med. Philipp Koehl, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Fichtelgebirge, die Staatliche Fachschule für Steintechnik und Gestaltung in Wunsiedel. Anlass war der „Tag der Hand“. Dieser Aktionstag feierte in diesem Jahr am 1. März Premiere. Initiator ist die Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).
Die 50 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte informierten sich in seinem Vortrag über Unfallverhütung, Erste Hilfe bei Arbeitsunfällen und den Ablauf einer anschließenden durchgangsärztlichen Behandlung im Falle einer Verletzung während der Arbeitszeit.
Jürgen Wunderlich, Außenstellenleiter der Fachschule, freute sich über das Vortragsangebot von Dr. Koehl: „Wir haben hier natürlich häufiger Verletzungen an den Händen, neben Augenverletzungen durch umherfliegende Splitter. So 4-5x pro Jahr kommt es vor, dass wir Schüler auch in die Notaufnahme fahren müssen, da die Verletzung erheblicher ist. Abgenommen haben Berufskrankheiten durch Stäube, da die Absauganlagen in unseren Berufen in den letzten Jahren erheblich verbessert wurden.“
Die bereits seit 1900 bestehende Schule bildet in einer zweijährigen Ausbildung zum Steintechniker aus, die später auch eine Meisterprüfung im Steinmetzhandwerk ablegen können. Seit dem letzten Schuljahr ist das Angebot um den Zweig „Gestaltung“, dem verbindendenden Element aller Handwerksberufe ergänzt worden.
„33% aller Arbeitsunfälle betreffen die Hände - ihr wichtigstes Werkzeug“ eröffnet Dr. Koehl seinen Vortrag bei den angehenden Steinmetzen und Steingestaltern. Er sensibilisierte die Schülerinnen und Schüler für die vielfältigen Verletzungsarten die ihr Beruf mit sich bringen kann und gibt auch gleich praktische Tipps für sinnvolle Erste Hilfe bei Schnitt- und Stichverletzungen. „Tragen sie wann immer möglich Schutzhandschuhe“ ist eine der Aufforderungen für einen gewissenhaften Arbeitsschutz. „Wenn beim Schleifen und Meißeln doch mal etwas schief geht und sie sich verletzten, empfehlen ich ihnen den Besuch bei einem D-Arzt.“ Die Diagnose und Behandlung von Verletzungen der Hand erfordern vom Arzt ganz besondere Fachkenntnis und Erfahrung. In der Hand befinden sich auf engstem Raum Knochen, Gelenke, Sehnen, Nerven und Blutgefäße in unmittelbarer Nähe zueinander. Bei Verletzungen sind deshalb oft gleich mehrere dieser Strukturen betroffen und selbst kleine Wunden können an der der Hand erhebliche Folgen haben. Verletzte oder erkrankte Hände sollten daher frühzeitig durch spezialisierte Experten mitbetreut werden.
Unsicherheit gab es auch bei der Frage, wann ein Unfall ein Arbeitsunfall ist und wann der Versicherungsschutz eigentlich beginnt und endet und welche Ausnahmen es auch innerhalb der Arbeitszeit gibt. So sind beispielsweise Pausen und Toilettenbesuche nicht abgedeckt und Verletzungen, die ihre Ursache in einer Vorschädigung in der Freizeit eines Arbeitsnehmers haben, nicht als Arbeitsunfall eingestuft. Sehnenrisse und Bandscheibenvorfälle sind häufig so eingestuft.
In der anschließenden Fragerunde beschreiben die angehenden Steinmetze Überlastungsbeschwerden wie das Karpaltunnelsyndrom und Kubitaltunnelsyndrom und stellten viele Fragen zu typischen Berufskrankheiten ihrer Branche.

Handexperten finden
Die Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie bietet auf der Website www.handexperten.com/arztsuche eine Arztsuche nach Handchirurgen an. Mittels einer Umkreissuche lässt sich dort der nächstgelegene Handchirurg finden.
Durchgangsärztliche Behandlung
Ein Durchgangsarzt – kurz: D-Arzt – ist ein Facharzt für Chirurgie mit Schwerpunkt Unfallchirurgie oder ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnung „Spezielle Unfallchirurgie“, der von den Landesverbänden der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) eine besondere Zulassung erhalten hat.
Durchgangsärzte sind auf die sofortige Versorgung frischer Verletzungen spezialisiert, die während der Schule, der Arbeit oder auf dem Weg von und zur Arbeitsstelle passiert sind (sog. Wegeunfälle).
Da bei einem Arbeitsunfall nicht die Krankenkasse, sondern die gesetzliche Unfallversicherung Kostenträger ist, ist für den Besuch beim D-Arzt kein Krankenschein bzw. keine Chipkarte erforderlich. Verordnete Medikamente sowie Heil- und Hilfsmittel sind zuzahlungsfrei. Diese Regelung gilt auch für Privatpatienten.
Kontakt & Bildmaterial:
Peggy Kuniss-Pfeiffer, Pressesprecherin
Tel.: +49 9231 809 1004
p.kuniss@klinikum-fichtelgebirge.de