Marktredwitz, 17. September 2018:
Emmi Zeulner, Mitglied des Bundestags besuchte Ende August das Klinikum Fichtelgebirge. Geschäftsführer Martin Schmid begrüßte zusammen mit dem stellvertretenden Geschäftsführer Alexander Meyer, Landrat Dr. Döhler und den Pflegedienstleitungen beider Häuser, Christine Waterloo und Karlheinz Dachs, die Politikerin und informierte über die aktuelle Situation des Klinikums. Er wies auf zahlreiche aktuelle und anstehende Herausforderungen hin, die in den nächsten Jahren bewältigt werden wollen.
Emmi Zeulner folgte einer Einladung von Geschäftsführer Schmid vom Jahresanfang. Anlass war das Positionspapier des Deutschen Städtetages vom Frühsommer 2017. Darin geht es um eine stärkere Profilierung kommunaler Krankenhäuser, da diese „das Rückgrat der stationären Krankenhausversorgung in Deutschland bilden“.
“Kommunale Krankenhäuser sichern als Bürger-Krankenhäuser die stationäre Krankenversorgung in Deutschland. Denn selbst wo private und gemeinnützige Träger aus wirtschaftlichen Gründen keine Klinik betreiben, kümmern sich die Kommunalen um die gesundheitlichen Belange“ eröffnet Martin Schmid die Gesprächsrunde.
Geplante und teilweise auch schon beschlossene Änderungen im Gesundheitswesen waren ebenfalls Thema in der Gesprächsrunde.
Kritik an der unzureichenden Übernahme der Tarifsteigerungen
Anfang August wurde der Gesetzentwurf zur Stärkung des Pflegepersonals (Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, PpSG) beschlossen. Damit sollen spürbare Verbesserungen im Alltag der Pflegekräfte durch eine bessere Personalausstattung und bessere Arbeitsbedingungen in der Kranken- und Altenpflege erreicht werden.
Martin Schmid kritisiert, dass die Krankenhäuser fünfzig Prozent der Mittel für neue Pflegekräfte selbst aufbringen müssen. Emmi Zeulner versichert, dass sich dies ändern soll. Künftig sollen sowohl neue als auch aufgestockte Pflegestellen vollständig refinanziert werden und die Tarifsteigerungen sollen rückwirkend bereits für das Jahr 2018 komplett von den Krankenkassen bezahlt werden.
Die Krankenhäuser müssen dabei nachweisen, dass sie das entsprechende Geld auch für die Bezahlung von Pflegekräften aufwenden. Martin Schmid berichtet hierzu: „Das Klinikum Fichtelgebirge gehört nicht zu denjenigen Einrichtungen, die am Pflegepersonal sparen. Wir wenden für unsere Pflege mehr Geld auf, als wir über die Krankenkassen schließlich vergütet bekommen.“
Personaluntergrenzen bergen Gefahren
Auch um die derzeit heftig diskutierten Personaluntergrenzen geht es in dem Gespräch. Alexander Meyer spricht die Gefahr an, dass diese gutgemeinte Regelung auch dazu führen könnte, dass Krankenhäuser Pflegepersonal entlassen. Emmi Zeulner versteht seine Bedenken und will sich dafür einsetzen, dass die neue Regelung nicht so ausgelegt werden kann.
Was gehört zur Pflege
Emmi Zeulner betont im Gespräch mit den Pflegedienstleitungen auch, dass der Pflegebegriff neu definiert werden muss. „Pflegekräfte haben zu wenig Patientenkontakt. Die Pflegekräfte sollen sich wieder mehr um die medizinische Pflege kümmern können. Wir müssen Bürokratie abbauen und den Pflegekräften so wieder mehr Zeit am Bett ermöglichen, anstatt wertvolle Zeit der Pflegekräfte mit zum Teil unnötiger Dokumentation zu verschwenden. Deswegen sind Modelle zu sinnvollen Reduzierung der Dokumentationspflichten, wie zum Beispiel das sog. Beikirch-Modell („1-Step“) so unterstützenswert.“ Sie setzt sich ebenfalls dafür ein, dass im Gemeinsamen Bundesausschuss zukünftig die Pflege besser vertreten ist. Auch das Vorhaben einer Pflegeberufekammer unterstützt sie. Diese soll als Interessenvertretung die Belange aller Pflegefachpersonen vertreten.
Sogenannte „Kopfprämien“ für Pflegekräfte lehnt Emmi Zeulner ab. Diesen Dynamiken soll mit Maßnahmen wie mehr Ausbildungsplätzen und Aufstockung von Teilzeit auf Vollzeit begegnet werden.
Landrat Dr. Döhler fordert mehr Flexibilität bei der Anerkennung von tatsächlicher Qualifikation. Er beklagt, dass derzeit noch oft nur Zertifikate über die Eignung für eine Stelle entscheiden. Er ist sich aber der besonderen Problematik im medizinischen Bereich bewusst.
Emmi Zeulner betont, wie wichtig das Umfeld der Patienten ist: „Der größte Pflegedient sind die pflegenden Angehörigen.“
Ärztemangel auf dem Land
Auch den Ärztemangel in den ländlichen Regionen sprach Emmi Zeulner an. Sie kritisiert aber auch, dass Krankenhausbetreiber in einigen Regionen mit eigenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Arztsitze erwerben und so die Möglichkeiten der freiberuflichen ärztlichen Tätigkeit immer weiter eingeschränkt werden. Dem entgegnet Martin Schmid, dass die Nachbesetzung der freiwerdenden Arztsitze Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung ist. „Als hier vor Ort ein Urologe in den Ruhestand ging, haben wir uns gekümmert und den Bedarf mit unserem MVZ gedeckt. Seine Patienten wären ja sonst allein dagestanden.“
Alle Teilnehmer des Gesprächs waren sich in der Frage einig, dass es zwingend mehr Medizinstudienplätze geben muss. Das Vorhaben „Medizincampus Oberfranken“ mit der damit verbundenen Stärkung des Gesundheits- und Universitätsstandorts Oberfranken begrüßten alle.
Landrat Dr. Döhler wirbt ebenfalls im Rahmen der Kampagne „Freiraum für Macher“ für attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen für junge Ärztinnen und Ärzte im Fichtelgebirge. Für das Landratsamt sei die ärztliche Versorgung von zentraler Bedeutung.
Geburtshilfe soll vor Ort stattfinden können
Ein Thema welches viele Bürger umtreibt, ist die Schließung von Geburtshilfen in Bayern. Emmi Zeulner setzt sich für den Erhalt der Geburtshilfe vor Ort ein: „Geburtshilfe soll vor Ort stattfinden können. Es ist identitätsstiftend wo man geboren ist.“ Martin Schmid beschreibt die derzeitige Entwicklung: „Die Risikoeinteilung ist teilweise überzogen und verunsichert die werdenden Eltern. Daher werden auch bei komplikationslosen Schwangerschaften immer häufiger zur Entbindung Zentren aufgesucht, welche auch eine Kinderklinik vorhalten.“
Am Klinikum Fichtelgebirge kamen im letzten Jahr 514 Babys zur Welt. Die Zahlen steigen seit vier Jahren wieder an.
Über das Beikirch-Modell:
Nach dem Beikirch-Modell müssen Pflegeeinrichtungen Leistungen nur dann dokumentieren, wenn sie von der individuellen grundpflegerischen Regelversorgung und Betreuung abweichen.

Kontakt & Bildmaterial:
Peggy Kuniss-Pfeiffer, Pressesprecherin
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