Die Urologische Klinik am Klinikum Fichtelgebirge bietet Patienten mit gutartiger Prostatavergrößerung jetzt eine innovative Behandlungsmethode an: Mit dem AquaBeam OP-Roboter können die Experten in Marktredwitz überschüssiges Prostatagewebe mithilfe eines Roboters besonders genau, in immer gleicher Qualität und schonend entfernen. Das Risiko von negativen Auswirkungen auf die Sexualfunktionen ist mit dieser Methode deutlich geringer.
In Deutschland findet sich bei der Hälfte aller Männer über 50 eine gutartig vergrößerte Prostata. Kommen Symptome hinzu, sind sie äußerst lästig und quälend: häufiges Wasserlassen, schwacher Harnfluss und dadurch verursachte Schlafstörungen.
Eine völlig neue, minimalinvasive Behandlungsmethode bietet seit Mai PD Dr. Wolfgang Schafhauser, Chefarzt der Urologischen Klinik am Klinikum Fichtelgebirge in Marktredwitz, an. Die neue Methode namens „AquaBlation" (lat: aqua: Wasser, ablatio: Abtragung) ist besonders schonend und die erste robotergestütze OP-Methode für diese Erkrankung.
Die im Silicon Valley in den USA entwickelte Technik kommt bundesweit bislang nur an sechs Standorten zum Einsatz. In Bayern ist das Prostatazentrum am Klinikum Fichtelgebirge der Vorreiter.
Bei diesem neuen Verfahren entfernt das robotergestützte autonome System – nach Plan und unter Aufsicht des Chirurgen – das zuvor markierte Gewebe der Vorsteherdrüse mit einem Wasserstrahl. Damit behandelt man vor allem jene Männer, deren – üblicherweise kastaniengroße – Prostata derart gewachsen ist, dass die Harnröhre zusammengepresst und das Wasserlassen zunehmend erschwert wird.
„Die Prostata wächst im Laufe eines Lebens unweigerlich", erläutert Schafhauser: „Ein Drittel der Betroffenen hat dadurch Beschwerden."
Anders als bei anderen Operationsverfahren können die Urologen mit dem AquaBeam®-System der Firma Procept BioRobotics den zu entfernenden Teil der Prostata zu Beginn des Eingriffs besonders genau identifizieren und markieren." Die so markierten Bereiche entfernt der Roboter dann schonend mit einem Hochdruck-Wasserstrahl unter computergestützter Führung", beschreibt Schafhauser den Eingriff. Der Chefarzt ist von den Vorteilen des neuen AquaBeam-Verfahrens überzeugt: "Der Eingriff ist hochpräzise, sehr schnell und funktioniert ohne Hitzeeinwirkung auf das Gewebe. Durch die Roboterunterstützung ist eine gleichbleibend hohe OP-Qualität garantiert."
Der Patient profitiert so gleich mehrfach von der neuen Technik: Die Operationszeit ist sehr kurz und der Blasenschließmuskel kann geschont werden, sodass keine Gefahr der Inkontinenz besteht. Aber auch die Erektionsfähigkeit und der Samenergusses – und damit die Zeugungsfähigkeit - kann mit großer Wahrscheinlichkeit erhalten werden.
In einer internationalen klinischen Studie 1 wurde die Standardmethode „transurethrale Resektion der Prostata (TURP)" mit der Aquablation verglichen. Hierbei wurde die Sicherheit und gleichwertige Wirksamkeit der Aquablation-Therapie bestätigt. Durch den Verzicht auf Hitze, wie bei den Methoden TURP und Laser angewandt, ist die Zeit bis zur Abheilung erheblich kürzer.
In Deutschland unterziehen sich jährlich ca. 60.000 Männer einer Operation in Folge einer gutartigen Prostatavergrößerung – etwa 200 solcher Eingriffe werden am Klinikum Fichtelgebirge jährlich durchgeführt.
Die ersten in Marktredwitz behandelten Patienten äußern sich hochzufrieden mit den bisherigen Ergebnissen.
Die Behandlungskosten werden von allen gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.
1. Gilling P. et al. „WATER - A Double-Blind Randomized Controlled Trial of Aquablation vs. TURP" J Urol. Januar 2018.
Hintergrund:
Die Prostata ist eine kastaniengrosse Drüse am Boden der männlichen Blase; sie umgibt die Harnröhre und produziert ein Sekret zum Samentransport bei der Ejakulation. Ist sie vergrößert, fällt es betroffenen Männern häufig schwer, mit dem Wasserlassen zu beginnen, auch ein geschwächter Harnstrahl ist typisch.
Darüber hinaus müssen Männer mit einer vergrößerten Prostata meist sehr häufig, vor allem auch in der Nacht, zur Toilette. Auch eine sogenannte Dranginkontinenz – starker, plötzlicher Harndrang mit ungewolltem Absondern von Urin – kann eine unangenehme Folge der vergrößerten Prostata sein. Zusätzlich leiden rund 30 % der betroffenen Männer unter Erektionsstörungen und / oder Schwierigkeiten beim Samenerguss. Die gutartige Vermehrung der Prostatazellen (benigne Prostatahyperplasie, BPH) beginnt nach dem 30. Lebensjahr und nimmt dann immer mehr zu. In Europa sind bis zu 40% der Männer im Alter von 40-49 Jahren und bis zu 80% der Männer im Alter von 80-89 Jahren von einer BPH betroffen. Diese führt jedoch nicht automatisch zu Beschwerden. Eine Vergrößerung der Prostata ist nicht gleichzusetzten mit einer (Krebs-)Erkrankung der Prostata.
In Deutschland entwickeln etwa 40% von 12 Mio. Männern über 50 Jahren ein BPS, also behandlungsbedürftige Beschwerden des unteren Harntrakts.


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