Peter Emonyon lebt seit fast zwei Jahren im Fichtelgebirge. Auf seiner Flucht aus Nigeria zog er sich einen Oberschenkelbruch zu, der unoperiert zu einer schweren Fehlstellung des Beines führte. Hilfe fand der junge Mann in der Marktredwitzer Unfallchirurgie.
Marktredwitz, 21. Januar 2019:
„Als sich Herr Emonyon Anfang Oktober bei uns vorstellte zeigte sich das Bein schwer deformiert. Ohne Operation kam es leider zu einer erheblichen Beinlängenverkürzung von 7cm und einer Fehlstellung des Beines in allen Ebenen“, erläuterte Dr. Philipp Koehl.
Der Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Hand-, Fuss- und Wiederherstellungschirurgie operierte den 41-jährigen inzwischen bereits drei Mal.
Auf seiner Flucht aus Nigeria verletzte sich Peter Emonyon bei einem Autounfall schwer am Bein. „Derartig ausgeprägte Befunde bedürfen einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung“, so Koehl.
Die Wiederherstellungschirurgie ist ein fester Bestandteil der Unfallchirurgie. Hier gilt es auch die Folgen schlecht oder falsch verheilter Verletzungen und Brüche zu korrigieren. Bei Herrn Emonyon wurde die Korrektur vorher am Computer dreidimensional geplant und die entsprechenden Schritte bereits im Vorfeld simuliert. In der ersten Operation wurde das Bein erneut gebrochen, in der Achse korrigiert und ein äußeres Gestell angebracht, mit dessen Hilfe das Bein über viele Wochen um 1mm pro Tag verlängert wurde. In der zweiten Operation wurde der Seitversatz des Knochens korrigiert und vor 2 Wochen wurde schließlich der Oberschenkel mit einem speziellen Oberschenkelnagel versorgt.
„Nun kann Herr Emonyon bereits wieder mit halben Körpergewicht belasten“ freut sich Dr. Koehl über den bislang komplikationslosen Verlauf.
Gesundheitliche Barriere beseitigt
„In Libyen wäre die dringend nötige Operation schlicht unmöglich gewesen“, beschreibt Peter Emonyon den Grund für den späten Eingriff. Nun freue er sich aber über sein gerades und gleich langes Bein und darüber, wieder richtig gehen zu können. „Am meisten schmerzt noch die Stelle am Becken, wo mir Knochen entnommen wurde“, so Peter Emonyon weiter. Die vollständige Heilung wird aber noch einige Zeit dauern.
Fluchtursachen
Deutschland ist für viele Nigerianer ein Sehnsuchtsort. Im ersten Halbjahr 2018 stammten fast sieben Prozent aller Asyl-Erstanträge in der Bundesrepublik von Menschen aus Nigeria. Das westafrikanische Land belegte damit in der Asyl-Statistik der „Top-Staatsangehörigkeiten“ den dritten Platz.
Auf der „zentralen Mittelmeerroute“ von Libyen nach Italien stellen Nigerianer inzwischen die größte Gruppe afrikanischer Migranten. Die Probleme, die sie aus ihrer Heimat vertreiben, sind zahlreich. Das ölreiche Nigeria ist zwar nach Südafrika die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem Kontinent. Bei den meisten der fast 200 Millionen Einwohner kommt vom Wohlstand aber nichts an. Den UN zufolge brauchen im Norden des Landes mehr als fünf Millionen Menschen Nahrungshilfe. Doch nicht nur die Armut ist eine Fluchtursache.
Im Norden wütet seit Jahren die Islamisten-Miliz „Boko Haram“. Immer wieder erlangen die Dschihadisten Kontrolle über ganze Landstriche, entführen und ermorden Zivilisten. Die Regierung schlägt regelmäßig mit aller Härte zurück – und nimmt ebenfalls wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Auf das Konto von Polizei und Militär gehen außerdem unzählige Fälle von willkürlichen Verhaftungen, Folter und Morden, heißt es bei Amnesty International.
Peter Emonyon wünscht sich, dass seine Partnerin und die drei Kindern ebenfalls nach Deutschland kommen dürfen. Erwin Krug vom Unterstützerkreis „Haus am Park“ in Selb unterstützt ihn bei seinen Behördengängen für ein dauerhaftes Bleiberecht, denn derzeit droht ihm die Abschiebung.
Das persönliche Schicksal des Nigerianers blieb Koehl nicht verborgen: „Ich hoffe, unser Patient kann bald in eine bessere Zukunft blicken. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute“.

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