Marktredwitz, 07.09.2017    

Eine Erfolgsgeschichte feiert zehnjährigen Geburtstag: Über 3.000 Schlaganfallpatienten wurden in Marktredwitz behandelt, im gesamten Netzwerk schon 25.000.

Mit drei Schlaganfallzentren und 11 regionalen Krankenhäusern fing das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO 2007 an. Heute kooperieren 18 Kliniken mit den überregionalen Schlaganfallzentren in Bayreuth, Erlangen und Nürnberg.

Das Klinikum Fichtelgebirge ist seit dem Start des Netzwerkes in 2007 mit dabei. Über 3000 Patienten aus Marktredwitz und Umgebung konnte in dieser Zeit geholfen werden. Der Chefarzt der Medizinischen Klinik, Dr. Bertram Krüger, betreut die Schlaganfall-Patienten in Marktredwitz. „In der Akutsituation eines Schlaganfalls zählen vor allem zwei Dinge: der frühzeitige Behandlungsbeginn und kompetentes Handeln. Die Betroffenen müssen daher umgehend versorgt werden, im Idealfall auf einer Schlaganfall-Einheit, einer sogenannten Stroke Unit".

Im Flächenstaat Bayern sind die Wege zu einer spezialisierten Schlaganfallversorgung mitunter jedoch weit. Durch den Einsatz von Telemedizin kann neurologische Expertise auch außerhalb der Ballungsräume schnell verfügbar gemacht und wohnortnah eine adäquate Behandlung eingeleitet werden. „Mit dem Telemedizinnetzwerk STENO wurde vor zehn Jahren ein innovativer Weg beschritten und seitdem die Schlaganfallversorgung in der Versorgungsregion kontinuierlich verbessert", so Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab, Direktor der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen.

Die drei überregionalen STENO-Schlaganfallbehandlungszentren stellen in wechselnder Dienstbereitschaft rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in der Schlaganfallbehandlung erfahrene Neurologen für die telekonsiliarische Beurteilung und Behandlung akuter Schlaganfälle in den Kliniken des Netzwerks. „Unabdinglich ist das Vorhandensein von flächendeckender Fachkompetenz auch in ländlicheren Regionen, um jeden Patienten auf höchstem Niveau behandeln zu können", erläutert Prof. Schwab. „Mit unserem Telemedizinnetzwerk ermöglichen wir seit nunmehr einem Jahrzehnt eine wohnortnahe leitliniengerechte Versorgung von Schlaganfallpatienten".

Mittels einer videogestützten neurologischen Untersuchung kann der Experte im Zentrum den Patienten mit Unterstützung des Arztes in der örtlichen Klinik befragen, untersuchen und klinisch beurteilen. „Die Anzahl der Konsile hat im Laufe der vergangenen zehn Jahre deutlich zugenommen – aktuell werden durchschnittlich neun Konsile pro Tag angefragt", erläutert STENO-Projektleiter Dr. Lorenz Breuer, Oberarzt der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. Im Klinikum Fichtelgebirge finden 6-8 Konsile pro Woche statt. Im Jahr werden hier zwischen 300 und 400 Patienten behandelt.

In jedem Krankenhaus des Netzwerks wurde zur weiteren Behandlung der Patienten eine Schlaganfall-Station eingerichtet. Hier werden die Patienten von einem spezialisierten interdisziplinären Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten betreut. „Außerdem stehen die drei Zentren im Falle einer erforderlichen Verlegung für eine weiterführende Therapie zur Verfügung", betont Dr. Krüger.

Um die Behandlungsqualität im gesamten Netzwerk dauerhaft zu sichern und stetig weiterzuentwickeln wurden gemeinsame Standards und Verfahrensanweisungen für Diagnostik und Therapie entwickelt und ein klinikübergreifendes Qualitätsmanagement etabliert.

STENO gilt als wegweisendes Telemedizin-Modell der Schlaganfallversorgung. Derzeit werden jährlich rund 3.500 Telekonsile durchgeführt und im Netzwerk über 12.000 Patienten versorgt. Aktuell kooperieren folgende Kliniken mit den überregionalen Schlaganfallbehandlungszentren im Klinikum Bayreuth, im Universitätsklinikum Erlangen und im Klinikum Nürnberg: Klinikum Ansbach, Klinikum Coburg, Klinik Dinkelsbühl, Klinikum Forchheim, Klinikum Fürth, Klinik Gunzenhausen, Sana Klinikum Hof, Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels, Klinik Kitzinger Land, Klinikum Kulmbach, Klinikum Fichtelgebirge Haus Marktredwitz, Klinikum HochFranken Klinik Münchberg, Klinikum Neumarkt i.d.OPf., Klinik Neustadt a.d. Aisch, Kreisklinik Roth, Krankenhaus Rummelsberg, Medinos Klinik Sonneberg, Stadtkrankenhaus Schwabach.

 

Dr. med. Bertram Krüger vor der Videoübertragungsanlage auf welcher in Echtzeit der Patient beurteilt werden kann. Parallel können CT- oder MRT-Bildern übertragen werden und der Experte im Zentrum den Patienten per fernsteuerbarer Videokamera mit Unterstützung des
Kollegen vor Ort untersuchen.

Über die Telemedizinische Schlaganfallversorgung

Telemedizin ermöglicht mithilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnologien die Überbrückung räumlicher Distanzen und kann Expertise schnell dort verfügbar machen, wo sich der Patient befindet. Der telemedizinische Konsildienst im Schlaganfallnetzwerk STENO wird durch die Kliniken des Netzwerks im diensthabenden Zentrum angefordert. Mit Videoübertragungen in Echtzeit und paralleler Übertragung von CT- oder MRT-Bildern des Gehirns im DICOM-Format kann der Experte im Zentrum den Patienten per fernsteuerbarer Videokamera mit Unterstützung des Kollegen vor Ort untersuchen und beurteilen. Der Patient sieht den Arzt auf einem Monitor und kann über ein Mikrofon mit ihm sprechen.

Über die Erkrankung Schlaganfall

In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Fast eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen dieser Erkrankung. Etwa ein Drittel der Patienten verstirbt innerhalb des ersten Jahres nach dem Schlaganfall und rund die Hälfte der Überlebenden bleibt behindert und ist dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen. Rund 15 Prozent müssen in einer stationären Pflegeeinrichtung leben. Nach Krebs- und Herzerkrankungen ist der Schlaganfall dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Unbehandelt sterben bei einem Verschluss eines der hauptversorgenden Blutgefäße des Gehirns pro Minute etwa 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern ab. Der möglichst rasche Behandlungsbeginn ist daher oberstes Gebot. Wenn Symptome wie Lähmungen oder Taubheitsgefühle, Sprach- oder Sehstörungen, Schwindel und Gangunsicherheit oder plötzliche heftige Kopfschmerzen auftreten, sollte sofort der Notarzt unter Telefon 112 verständigt werden. Auch wenn die Beschwerden schnell wieder verschwinden, sollten die Betroffenen umgehend eine Klinik aufsuchen.

Kontakt & Bildmaterial:
Peggy Kuniss-Pfeiffer, Pressesprecherin
Tel.: +49 9231 809 1004
p.kuniss@klinikum-fichtelgebirge.de