20.11.2017
Volles Haus beim Männergesundheitstag in Poppenreuth. Ärzte raten zu Vorsorge und Bewegung.
POPPENREUTH. Ständig mussten weitere Bierbänke im Kramerstodl nach oben gebracht werden - so groß war der Andrang beim 1. Männergesundheitstag der Urologischen Klinik am Klinikum Fichtelgebirge. In der gemütlichen Atmosphäre des Poppenreuther Kramerstodls ging es um allerhand heikle Themen, die von den meisten Männern doch eher gemieden werden. Dr. Schafhauser eröffnete die Veranstaltung dann auch direkt mit der Feststellung, dass “die meisten Männer lieber ihr geliebtes Auto zur Inspektion bringen, als selbst eine Vorsorgeuntersuchung bei uns Urologen zu besuchen.”
Der Grund für diesen ersten Männergesundheitstag ist ernst, denn die statistische Lebenserwartung von Männern ist in Deutschland rund 6 Jahre geringer als bei Frauen. Das liegt zum einen an der höheren Risikobereitschaft und einem geringerem Gesundheitsbewusstsein, welches auch die Vorsorgeuntersuchungen einschließt. Nur 18% der Männer gehen zu Vorsorgeuntersuchungen. Bei den Frauen liegt mit 60% der Anteil deutlich höher. Wenn Männer dann einen Arzt aufsuchen, sind die Beschwerden meist schon so stark, dass es für eine Früherkennung von ernsthaften Erkrankungen bereits zu spät ist und eine dauerhafte Heilung nicht mehr zu erreichen ist.
Anlass für diesen 1. Männergesundheitstag ist einmal der “Weltmännertag” der am 3. November in jedem Jahr stattfindet als auch der sogenannte “Movember”. Um die Aufmerksamkeit auf männliche Gesundheitsthemen zu lenken und Spenden für Männergesundheitsprojekte zu sammeln, lassen sich weltweit Unterstützer im November einen Schnurrbart wachsen. Auch fast die gesamte männliche Belegschaft der Urologie in Marktredwitz trägt daher derzeit einen solchen Bart.
Den ersten Vortrag über die Vorsorge von Prostatakrebs und gutartigen Prostataerkrankungen hielt Dr. Schafhauser direkt im Anschluss. Er informierte die Zuhörer, dass Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern. Von gutartigen Prostataerkrankungen sind im Alter mehr als 75% aller Männer betroffen. Seinen Vortrag schloss er mit einem Selbsttest bestehend aus vier Fragen, die sich jeder Mann selbst stellen kann um leichter zum Entschluss zu kommen, ob ein Arztbesuch angeraten wäre.
Nach dem Chefarzt der Urologischen Klinik stellte sich die Selbsthilfegruppe nach Prostatakarzinom Hochfranken-Fichtelgebirge vor. Der Leiter Werner Seelig gab einen Überblick über die Aktivitäten und Unternehmungen und lud alle Interessierten herzlich zum nächsten Gruppentreffen ein.
Im Anschluss wandte sich Urologin Patricia Krause vor allem an die Besucher zwischen 20 und 40. Denn diese sind vom Hodenkrebs überdurchschnittlich häufig betroffen. Die Ärztin aus dem MVZ Fichtelgebirge ging auf die verschiedenen Formen des Hodenkrebses ein und wies auf die wichtige Selbstuntersuchung hin.
Dr. Alexander Kugler klärte im anschließenden Vortrag über die Symptome bei Testosteronmangel auf. Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon und beeinflusst maßgeblich das männliche Sozialverhalten. Ein Mangel kann nachlassende Muskelkraft zur Folge haben und Osteoporose begünstigen.
Dem Thema „Sport und Bewegung“ widmete sich der Dr. Philipp Koehl, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Er gab den Zuhörern Antworten auf fünf häufig gestellte Fragen zu gesunden und ungesunden Sportarten, Dauer der Sporteinheiten und zur Überlistung des „inneren Schweinehundes“. Er rät zu gelenkschonender körperlicher Aktivität wie Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.
Um „Arteriosklerose der Herzkranzgefäße und Herzinfarkt – Risikofaktor Mann?“ ging es im Gastvortrag von Dr. Zimmermann von der Klinik für Kardiologie vom Klinikum Bayreuth, welche auch das Herzkatheterlabor am Klinikum Fichtelgebirge im Rahmen einer Kooperation betreut. Er führt aus, dass Männer in deutlich jüngerem Alter Herzinfarkte erleiden. Für Männer steigt das Risiko bereits ab 45, bei Frauen erst ab 55 Jahren. Auch er betont die Wichtigkeit der körperlichen Aktivität und gesunden Ernährung als Grundvoraussetzung für ein langes und gesundes Leben. Männer leiden jedoch deutlich häufiger unter Übergewicht, einem unentdeckten Diabetes und Bluthochdruck. Zudem ist auch der Raucheranteil höher. Wenn der Fall eintritt und Beschwerden wie Engegefühl und Brustschmerzen auftreten, so rät er zur raschen Vorstellung beim Hausarzt um die Beschwerden abzuklären.
Den letzten Vortrag des Männergesundheitstages hielt Thomas Weidemann vom Bezirksklinikum Rehau über den „Umgang mit Suizid“. Auch hier ist der Anteil der Männer deutlich höher (1:3). Er forderte die Zuhörer auf, immer wachsam zu sein und auf Anzeichen wie beispielsweise den Rückzug von Freunden und Angehörigen zu achten und gegebenenfalls professionelle Hilfe hinzuziehen.
Eine kleine Gesundheitsmesse gab es ebenfalls. Am Stand des IGM Bad Alexandersbad konnte man beispielsweise sein individuelles Diabetesrisiko ausrechnen lassen. Bei einem gemütlichen BBQ des Kramerstodl-Teams und einem leichten Freibier der Brauerei Nothaft ließen die Zuhörer und Referenten den Abend gemeinsam ausklingen.



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